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- REPRISE -
Wein- und Kulturreise
SÜDTIROL  /   ALTO ADIGE
Sonntag, 26. bis Mittwoch, 29. Mai 2002

 

Das Südtirol im Frühling – eine gelungene Reprise mit den Freiämter Weinfreunden

Weil im Herbst nicht alle Interessierten berücksichtigt werden konnten, reisten die Weinfreunde unter kundiger Leitung von Markus Aellen unlängst erneut ins Südtirol. Die Reise war grossartig, zumal sich die Winzer zu dieser Jahreszeit mehr Zeit für Besucher nehmen können als dies im Herbst während der Lese möglich ist.

Die Fahrt ging bei schönstem Wetter über den Ofenpass nach Müstair, wo im alten, geschichtsträchtigen „Chalavaina“ ein aussergewöhnliches Essen mit frischen Produkten aus der Umgebung serviert wurde. Anschliessend stand die hochinteressante Besichtigung des Benediktinerinnen-Klosters St. Johann auf dem Programm. In der Klosterkirche, unter dem Weltkulturgut der Unesco aufgeführt, sind sehr schöne alte, teils bereits renovierte Fresken zu bewundern. – Über Glurns gings durchs landschaftlich reizvolle Vinschgau Richtung Missian ins Hotel Schloss Korb, das Ausgangspunkt war für die nächsten Tage. Eine erste Degustation mit sehr guten Weinen aus hauseigenen Rebbergen und anschliessendem feinen Nachtessen erwartete die Reisegruppe.

Am nächsten Vormittag konnte die hochmodere Weinkellerei von A. Lageder in Margreid besichtigt werden. Eine naturnahe Rebenkultur ist ein persönliches Anliegen von Alois Lageder, dessen Lebensphilosophie wie folgt lautet: „Ein behutsamer Umgang mit den natürlichen Ressourcen ist eine Notwendigkeit. Nur im Einklang mit der Natur kann auf Dauer hohe Qualität erzielt werden.“

Die Ende der Neunzigerjahre in Betrieb genommenen neuen Kellergebäude sind als Niedrig-Energiebau weitgehend mit baubiologischen Materialien errichtet worden. Sonnenergie deckt bereits heute einen Teil des Energiebedarfs. Ohne Übertreibung darf diese Kellerei als Vorzeigebetrieb bezeichnet werden, konnte doch ein für Mensch und Wein natürliches, gesundes und ästhetisch schönes Umfeld geschaffen werden, das auch künftigen Generationen eine lebensfähige Welt hinterlassen wird.

Nach vorzüglichem Mittagessen im Castel Ringberg in Kaltern freute man sich auf die Degustation in der höchstgelegenen Sektkellerei Europas namens Arunda im Dorf  Mölten auf 1200 Metern. Hochinteressant auch hier die Ausführungen des Juniorchefs, der persönlich die Arbeitsabläufe erklärte. Sehr viel ist hier noch Handarbeit, wie etwa das regelmässige Drehen der Flaschen oder die Arbeit am „Rüttelpult“. In diesem kleinen, aber feinen Familienbetrieb stimmt alles; der Arunda-Sekt findet denn auch den entsprechenden Absatz.

Am Dienstag stand die Kellerbesichtigung der bekannten Elena Walch in Tramin auf dem Programm. Beeindruckend die alten und kunstvoll geschnitzten  Fässer, in denen der Wein heranreift! Andächtig wurden die riesigen Fässer bestaunt, die gleichsam eine Ahnengalerie darstellen, hatten doch mehrere Generationen der Familie Walch ihre Namen oder gar Porträts in die Frontseiten der Fässer schnitzen lassen. Die Weine schmeckten vorzüglich- sicher ist dies zu einem Teil auch auf das spezielle Ambiente zurückzuführen - allen voran der berühmte Gewürztraminer.

Eine weitere Degustation wartete im Castel Turmhof Entiklar in Kurtatsch, ein altes, verträumtes Schloss. Die Weine wurden vom Seniorchef mit viel Sachkompetenz und Geschichten aus der Vergangenheit kommentiert. Ein köstlicher Rosenmuskateller zum Nachtisch schmeichelte dem Gaumen.

Auf dem Rückweg war ein Besuch im Archäologiemuseum in Bozen möglich. Vor allem „Ötzi“ ist dort Hauptanziehungspunkt. Dafür wird ohne Murren längeres Warten in Kauf genommen. Nebst der zu Ruhm gelangten Mumie, die vor Jahren in den Österreicher Alpen von Wanderern entdeckt wurde, zeigt das Museum sehr Vieles und ist durchaus einen Besuch wert.

Nach kurzer Pause im Hotel freuten sich die Weinfreunde auf den Schlussabend im Felsenkeller Laimburg. Im Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrum wurde vor Jahren im angrenzenden Porphyrge-stein ein Keller heraus gesprengt, der sich seiner konstanten Temperatur wegen hervorragend für den Weinausbau eignet. Unvergleichlich im Ambiente ist der gewölbte Raum, der in aller Regel als Repräsentationsraum für die Landesregierung genutzt wird. Die Freiämter Weinfreunde schätzten diese Gastfreundschaft entsprechend und erlebten mit Klaus Blatter, dem anerkannten Weinbaufachmann und Leiter der Fachlehranstalt Laimburg, einen einmaligen Abend. Dieser glänzende Rhetoriker verstand es, die ausgesuchten Weine in einmaliger Art zu kommentieren.

Auf der Heimreise durfte die Gruppe im Kloster Muri-Gries eine sachkundige Führung durch Pater Andreas - er war vormals 30 Jahre lang Pfarrer in Boswil! – in Anspruch nehmen. Nachdem auch noch der bekannte Klosterkeller besichtigt und im Kreuzgang ein Apéro offeriert worden war, gings über das Vinschgau zurück, wo das mittelalterliche Städtchen Glurns auf einem geführten Rundgang entdeckt wurde. Die Glurnser verstehen es, den schmucken Ort mit sehr bewegter Geschichte wo immer möglich originalgetreu zu bewahren.

Ein letzter kulinarischer Höhepunkt erwartete die Weinfreunde im „Piz Umbrail“ in Santa Maria, bevor es über Ofenpass und Flüela Richtung Freiamt ging. Marcel Teufer brachte in vorbildlicher Fahrweise eine zufriedene, um einmalig schöne Erlebnisse reichere Reisegruppe nach Wohlen zurück.

lv
FREIÄMTER WEINFREUNDE